Neugestaltung Kornmarkt in Osterode am Harz

Wettbewerb 1.Preis

 In der historischen Altstadt von Osterode am Harz bildet die Platzfolge aus Kornmarkt und Marin-Luther-Platz in einem kleinteiligen Gefüge aus Straßen und Gassen einen eindeutigen Mittelpunkt. Das historische Rathaus und die Stadtkirche St. Aegidien als bedeutendste Bauwerke der Stadt unterstreichen dies.

Ein einheitlicher und erlebbarer Kontext zwischen der historischen Fachwerkbebauung und den Straßen- und Platzräumen ist heute jedoch nicht mehr gegeben und soll mit dem vorliegenden Entwurf gefunden werden. Der grundlegende Entwurfsansatz sieht daher vor, die Straßen und Plätze der historischen Altstadt wieder in einen gestalterischen und funktionalen Kontext zu der baugeschichtlich bedeutenden Fachwerkarchitektur zu setzen. Eine einheitliche und fein differenzierte Pflasterung wird die historischen Gebäude und städtischen Freiräume wieder zu einem erlebbaren Gesamtbild zusammenführen.

Der Entwurf stellt einen einfachen Materialkanon für alle Straßen und Plätze der Altstadt auf. Eine einheitliche Pflasterung aus sandfarbenem Granit- Großpflaster bildet für alle Gassen, Straßen und Plätze einen homogenen Teppich in der Altstadt.

In diesen Teppich sind die Plätze in ihrer Abfolge als Intarsien über ein kleinformatigeres Naturstein-Pflaster eingewebt und die Straßen und Gassen erhalten als Leitelement eine verbindende mittige Entwässerungsintarsie.


Ein verbindendes Pflasterbild für die Altstadt von Osterode

Für den gesamten Altstadtbereich, gefasst von der erhaltenen Stadtmauer sieht der Entwurf ein richtungsloses sandfarbenes Granit-Großpflaster in der Passé vor. Das Großpflaster in den Formaten von 18-32cm bildet in der Altstadt einen homogenen Pflasterteppich, der zu den Gebäuden mit einer gleichfarbenen Traufe aus Granit-Mosaikpflaster abschließt. Die Hauseingänge erhalten eine großformatige Platte als Antritt. In den Straßenraum und die Gassen fügt sich in den Pflasterteppich eine mittige Entwässerungsrinne aus 30cm breiten Granitsteinen ein.

Sie nehmen das Oberflächenwasser über ein feines Raster aus runden Lochbohrungen auf. Der Kornmarkt und der Marin-Luther-Platz setzen sich als Platzintarsien über ein kleineres Pflasterformat von 8-12cm ebenfalls in der Passé verlegt ab. Gefasst werden die Platzintarsien von einem umlaufenden Rinnenstein. Das Pflaster der Plätze setzt sich aus den wiederverwendeten Bestandsmaterialien gemischt mit neuem Material zusammen.

Bäume als Zeitschicht und Faktor für das Stadtklima

Die Baumpflanzungen aus den 1970er Jahren werden als Zeitschicht in der Historie der Altstadt und insbesondere des Kornmarktes aufgefasst und respektiert. Der vorliegende Entwurf wählt einen differenzierten Umgang mit den Bestandsbäumen. Ein Großteil der Bäume wird erhalten. Zur Freistellung der historisch bedeutenden Wegeverbindung und Blickachse von der Marienstraße über den Kornmarkt auf St. Aegidien werden Eichen entnommen und zu Baumgruppen auf dem Kornma­rkt umgepflanzt. Sieben der Bestandseichen konnten sich mit den Jahren nicht gut entwickeln und werden entfernt.

Mit der Auflösung der Baumreihen wird nicht nur wieder die historische Blickachse vom Markt zu Kirche und Rathaus, mit der ursprünglichen Bedeutung von Handel, Kirche und Politik herausgearbeitet, es geht mit der Neuordnung der Bäume auch die Freistellung der denkmalgeschützten Fassadenabwicklung der Marktplatzbebauung einher. 

Der Erhalt und die Neuordnung der Bäume entsprechen der geschichtlichen Entwicklung des Platzes und sind gleichzeitig Ausdruck einer zeitgemäßen ökologischen und Stadtklima gerechten Planung. Die neuen Baumgruppen erhalten große zusammenhängende Substratbereiche und als Umfeld eine durchlässige wassergebundene Wegedecke. Das Oberflächenwasser des Platzes wird zu großen Teilen zu den Bauminseln geführt und dort von den Bäumen aufgenommen.

­Im Umgang mit den Bäumen sucht der Entwurf einen verbindenden Ansatz aus zeitgeschichtlichen, gestalterischen und ökologischen Aspekten.

Zurück
Zurück

380-kV-Freileitung Pulgar-Vieselbach

Weiter
Weiter

Helgoland - Küstenschutzmaßnahme am Südstrand