Neugestaltung der Flächen am städtischen Museum in Herford

Wettbewerb 1.Preis

Eine Bastion wird Museumspark

Der heutige historische Altstadtkern von Herford wurde bis in das 18. Jahrhundert von Wehranlagen aus Festungsgräben, Wällen mit Bastionen und der Stadtmauer geschützt. Mit der Aufgabe der Wehranlagen entstand um die Altstadt eine Villenbebauung und eine 3,5 km lange Promenade im Grünen. Das städtische Museum in Herford wurde in diesem Zuge 1876 als Villa Schönfeld auf der großen westlichen Bastion der mittelalterlichen Festungsanlagen gebaut.

1941 wurde die Villa samt angrenzendem Park vom Heimatmuseum Herford übernommen und 1975 durch eine Ausstellungshalle ergänzt. In seinem Entwurf für den Ergänzungsbau suchte der Architekt Dieter Oesterlen eine intensive Auseinandersetzung mit dem geschichtsträchtigen Ort. Der Festungsgraben und die durchgrünten Wallanlagen sollten mit seinem in die Topographie eingefügten und lichtdurchfluteten Gebäude erlebbar sein.

Mit der Hinzugewinnung des Nachbargrundstücks ist die Chance gegeben, die ehemalige Bastion über die Topographie deutlich sichtbar im Stadtraum herauszuarbeiten.

Die originäre Figuration des Ortes als Bastion soll Ausgangspunkt für die Gestaltung des heutigen Museumsparks sein.

Ein abstrahierter Wall aus Cortenstahl zeichnet die ehemalige Bastion nach und formuliert das Oben und Unten, das Innere und Äußere sowie das Alte und Neue. 

Oben auf der Bastion ein Villengarten

Oben auf der Bastion greift der Entwurf die Gestaltung und Formensprache des Villengartens aus dem 19. Jahrhundert auf und verschmilzt sie mit den gebäudenahen Freiflächen der Ausstellungshalle. Nicht vergessend, was Hauptgebäude und was ergänzende Bauten sind, sollen Villa und Garten als Zeitschicht an diesem Ort erfahrbar sein. Das rückwärtige Rasenparterre wird entsprechend seiner ursprünglichen Form ausgebildet und formuliert so großzügig geschwungene Eingangsbereiche und Übergänge zu den Ausstellungshallen und dem Vorbereich der Villa.

Eine abstrahierte Pflanzung fasst das Gebäude nach historischem Vorbild und eine Terrasse zum Rasenparterre erinnert an den ehemals vorhandenen Wintergarten. Zaunanlagen, Fundamente und Skulpturen können als Zeitschicht an ihrem Standort verbleiben.   

Die Terrassen

Der Besucher erreicht den frei zugänglichen öffentlichen Museumspark vom Deichtorwall oder über die Fußgängerbrücke von der Kreishausstraße kommend. Auf der Vorderseite der Villa in der Verlängerung der Brudlachstraße und der denkmalgeschützten Fußgängerbrücke liegt der Hauptzugang zum städtischen Museum und Museumspark. Der barrierefreie Zugang zum Museum liegt auf der Süd- bzw. Gartenseite der Villa. Auf der Vorderseite schafft ein großzügiger Eingangsbereich Orientierung und bietet über zwei Terrassen mit gastronomischer Nutzung Ausblick auf den neuen Museumspark. Die obere Terrasse bildet das Entree zum Museum und die untere über drei Stufen abgesetzte Terrasse wird als Übergang zum ehemaligen Wallgang verstanden.

Eine Cortenstahlwand abstrahiert die ehemalige Bastion und formuliert den Höhenunterscheid zum vorgelagerten Feld, dem Glacis.

Die Grenze zwischen dem Grundstück des städtischen Museums und dem angrenzenden Grundstück Deichtorwall 4 wird von einer 4,8 bis 3,9m hohen und dann auslaufenden dossierten Wand aus Cortenstahl abgefangen. Hier orientiert sich der Entwurf an den vorgefundenen Bestandshöhen. Die Wand wird gegenüber dem sogenannten Wallgang als Absturzsicherung in einer Höhe von 90cm geführt. Gleich einem Balkon bietet der umlaufende Wallgang Ausblick auf das Glacis als freies Rasenparterre.

Das Glacis als Rasenparterre ist frei bespielbar, als Ausstellungsfläche, Veranstaltungsort und offene Liegewiese.

Ein Museumspark in den Wallanlagen von Herford

Die Wallanlagen bilden eine herausragende stadträumliche Sequenz zwischen der historischen Innenstadt und Vorstadt und haben in Herford einen ausgesprochen hohen  Naherholungswert. In den charakteristischen Kanon aus Villengrundstücken mit ihrem alten Baumbestand fügen sich die Sehenswürdigkeiten wie das Wittekindsdenkmal auf dem Wilhelmsplatz, der Zusammenfluss von Werre und Aa und das Daniel-Pöppelmann-Haus als bedeutsames städtische Museum ein.

Mit der Neugestaltung des Museumsparks wird ein stadtgeschichtlicher Bogen von den mittelalterlichen Wehranlagen, über einen historischen Villengarten zu einem zeitgemäßen Museumspark gesponnen.

Der Museumspark als stadtgeschichtliches Zeugnis, öffentlicher Grünraum und Naherholungsort sowie zeitgemäßer Ausstellungs- und Veranstaltungsraum wird mit seiner Neugestaltung einen herausragenden Kristallisationspunkt in den Wallanlagen, im gesamten Stadtraum und im gesellschaftlichen Leben von Herford bilden.

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Rathausplatz und Münsterkirchplatz in Herford